Montag, 5. November 2007

Schwimmende Inseln und strickende Maenner

Freitag nacht gings mit dem Bus Richtung Puno. Wir wurden zwar vorgewarnt, dass es in den Bussen immer sehr kalt ist und hatten uns vorsorglich mit etlichen Schichten an warmen Sachen bekleidet... dummerweise hat das nicht gereicht. Wir sassen zwar in der Luxusklasse mit Liegesitzen ubd mussten nicht befuerchten von Einheimischen ausgeraubt zu werden. Dafuer taten wir fast in der gesamten Nacht kein Auge zu. Es war einfach zu kalt. Unsere Sitznachbarn waren cleverer. Allerdings frierten die trotz Schlafsack und Decke... Das einzige was ein bisschen half, war kuscheln. Es geht eben nichts ueber Koerperwaerme :P Gegen 5 Uhr frueh kamen wir ein Puno an. Eine selten haessliche Stadt!!! Der Blick auf den Titicacasee war dafuer umso schoener. Unsere Tour begann um 7. Mit einem Boot und ca. 10 weiteren Touris ging es Richtung "los Uros" - den schwimmenden Inseln. Die bestehen vollstaendig aus Schilf!!! und schwimmen so vor sich hin. Aller 6 Monate muessen Teile der Schilfinseln ausgetauscht werden, weil sie sonst verfaulen und die Insel sinken wuerde. Gebaut werden die Inseln durch mehrere Schichten. Auf einen Meter Erde wird ein weiterer Meter Schilf festgebunden, dann folgen weitere Schilfschichten. Auf den Inseln stehen logischerweise auch haeuser aus Schilf und die Boote sind ebenfalls made by Schilf. Sieht toll aus. Laeuft sich etwas wakkelig, aber ist lustig. Waehrend wir uns von unserem Fuehrer erklaeren lassen haben, wie die Inseln gebaut werden, gabs auch was zu Knabbern fuer zwischendurch: Schilf!!! Das muss eine spezielle Sorte gewesen sein. Man schaelt das weisse Ende ein bisschen (wie eine Banane) und dann beisst man ab. Ich sags mal so: essbar. Schmeckte aber eigentlich nach nix, hoechstens nach Wasser. Also wie die davon alle so dick werden koennen, ist mir echt ein Raetsel!!!
Anschliessend schipperten wir weitere 2,5 Stunden auf dem See herum und kamen auf der Insel Taquile an - die Insel der strickenden Maenner. Die haben da gaaaaanz ulkige Braeuche :) Also die Maenner stricken sich alle Muetzen und je nach Farbe kann man erkennen, ob jemand verheiratet ist oder nicht. Also... die Muetzen, die

zur Haelfte rot und zur Haelfte weiss sind, bedeuten der Mann ist unverheiratet. Traegt er seinen Zipfel auf der linken Seite sucht er eine Frau, traegt er ihn auf der rechten Seite ist er an keiner Beziehung interessiert. Die verheirateten Maenner tragen ausschliesslich rote Muetzen. Die Single-Frauen tragen bunte Kleider, um mit den Farben die Aufmerksamkeit der Maenner zu erregen. Verheiratete Frauen haben schwarz zu tragen... Dann gibts es noch den lustigen Wassertest. Das heisst, wenn eine Frau einen Mann heiraten will, nimmt sie seine Muetze, dreht sie um und fuellt Wasser hinein. Wenn Wasser herausfliesst, kann der Mann schlecht stricken und die Ehe wird nicht funktionieren. In diesem Falle sucht die Frau eine andere "Muetze" fuer den Wassertest. Ausserdem ist es ueblich, dass die Nachbarn eine Hochzeit mitfinanzieren muessen, weil das so teuer ist. Das Fest dauert zwei Tage. Alle tanzen, nur das Brautpaar sitzt stocksteif da und darf sich nicht ruehren. Die Eltern muessen dann raten, ob das Paar Hunge hat, auf Toilette muss und und und... Oh, und das Beste: bei denen ist man 2 Jahre lang auf Probe verheiratet. Funktioniert die Ehe in den zwei Jahren nicht, trennt man sich wieder, als ob nie etwas gewesen waere. Das ist auch der Grund warum es auf der Insel keine Scheidungen gibt. Die sind schon echt schraeg drauf ;)
Die Rueckfahrt nach Cuzco war etwas problematisch, da es Ani ueberhaupt nicht gut ging. Sie hat entweder eine Lebensmittelvergiftung oder einen Magen-Darm-Infekt. In jedem Falle unschoen!!! Wissen nicht warum, da wir in den letzten Tagen eigentlich immer dasselbe gegessen haben, es mir aber fantastisch geht (gott sei dank!) Jedenfalls stiegen wir um acht Uhr abends in den Bus und Ani stuerzte sofort aufs Klo, weil sie sich uebergeben musste. Nun ja, sie kam ewig nicht wieder. Hab mir echt Sorgen gemacht. War zwischendurch mal an der Tuer fragen, ob alles ok ist, aber das Geklapper des Busses war so laut, dass sie mich nicht hoeren konnte. Nach ner halben Stunde hoerte ich dann ein Klopfen (ich sass unweit der Toilette). Oh Schreck, Ani kam nicht mehr raus!! Sch****! Und wir hatten noch 6,5 Stunden Busfahrt vor uns! Hab dann zusammen mit einem Einheimischen die Tuer aufzukriegen... haben getreten, gehaemmert - keine Chance. Dummerweise sitzen die Leute in den Bussen immer oben und der Busfahrer unten und es gibt keine Verbindung zwischen den Ebenen. Ausser man steigt aus. Es gibt zwar ein Telefon, aber der doofe Fahrer reagierte nicht auf unsere Anrufe. Zum Glueck gab es doch noch einen Zwischenstop in Juliaca, wie mir der Einheimische erzaehlte. Das dauerte noch 20 Minuten. Immerhin. Ani hat das alles relativ locker gesehen, sie war froh, dass sie das Klo hatte. Ihr Magen wollte sich einfach nicht beruhigen. :( In Juliaca bin ich dann zum Busfahrer gestuermt und der lachte nur und meinte, wir sollen doch mal kraeftig druecken. Ich sagte ihm, dass wir das versucht haetten. Also kam er mit, versetzte der Tuer einen kraeftigen Stoss und siehe da - sie sprang auf! Nicht zu fassen. Der andere Einheimische und ich haben uns angeguckt wie ein Auto. Keine Ahung, warum es beim Busfahrer geklappt hat. Egal, hauptsache Ani konnte wieder raus. Allerdings musste sie noch einige Male waehrend der langen Fahrt wieder auf dieses komische Klo! Seit unserer Ankunft in Cuzco ist sie uebrigens immer noch hier. Eigentlich haette sie weitere drei Tage Busfahrt am Stueck vor sich gehabt, um die 3500 Kilometer nach Chile zurueck zu legen. Vestaendlicherweise wird ihr jetzt immer schlecht, (es geht ihr schon fast wieder richtig gut) wenn sie an einen peruanischen Bus denkt... Sie wird also am Mittwoch fliegen. Das kostet ein Vermoegen, aber es geht nicht anders. Die Aermste!!!!!

Lago Titicaca

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